Hochsteuerland Deutschland

Platz 2 bei Steuern und Abgaben

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Steuern und Abgaben auf Einkommen sind in Deutschland so hoch wie in fast keinem anderen Land. Zu diesem Ergebnis kommt eine Ende April veröffentlichte Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die jährlich die Steuer- und Abgabenlast untersucht. Unter den 38 Mitgliedsstaaten rangiert Deutschland mit einer Abgabenlast von 47,8 Prozent auf Platz 2. Nur in Belgien ist die Steuerlast auf Löhne und Gehälter noch höher.

Hohe Belastungen für Beschäftigte

Es sind vor allem die Singles, die eine hohe Steuerlast tragen. Sie müssen im Durschnitt 47,8 Prozent ihres Gehalts in Form von Steuern und Abgaben abgeben. Das ist die zweithöchste Belastung weltweit. Im OECD-Schnitt liegt dieser Wert bei 34,6 Prozent.

Auch Familien werden stark belastet. So zahlt eine Familie mit zwei Kindern, in der beide Eltern berufstätig sind, im Schnitt 40,8 Prozent ihres Einkommens für Steuern und Abgaben. Nur die belgischen Familien müssen mit einer Abgabenlast von 45,5 Prozent noch mehr an den Fiskus abführen. Im OECD-Schnitt liegen die Abgaben bei 29,4 Prozent. Berücksichtigt man in Deutschland allerdings das Kindergeld und diverse Steuervergünstigungen, dann sinkt die Gesamtbelastung auf 19,5 Prozent und rangiert damit im Mittelfeld.

Familien mit einem Alleinverdiener stehen mit einer Belastung von 32,9 Prozent vergleichsweise gut da. Hier kommt vor allem das Ehegattensplitting, eine deutsche Besonderheit, zum Tragen. Damit können verheiratete Steuerzahler ihre Abgaben an den Fiskus deutlich reduzieren.

Für Vermögende ist Deutschland hingegen ein Niedrigsteuerland, so Stefan Bach, Steuerexperte vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung DIW. Es gibt vor allem für Erbschaften und Immobilienvermögen viele Steuerprivilegien.

Schweiz und USA locken mit niedrigen Abgaben  

Knapp hinter Deutschland rangieren Frankreich, Österreich und Italien. In diesen Ländern ist die Abgabenlast fast genauso hoch wie in Deutschland. Deutlich weniger Abgaben zahlen die Beschäftigten in Großbritannien, Israel, der Schweiz und den USA. Die hohen Abgaben in Deutschland werden gerne mit dem umfassenden Sozialsystem, eines der größten weltweit, begründet. Würden zudem Kindergeld und diverse Begünstigungen wie Kinderfreibeträge berücksichtigt, so die Kritiker der Studie, dann lägen die Familien in Deutschland mit rund 20 Prozent im Mittelfeld.

Kein Steuerparadies für Unternehmen

Auch für Unternehmen ist Deutschland kein Steuerparadies. Während andere Länder ihre Steuersätze zum Teil gesenkt haben, ist das Steuerniveau durch Erhöhungen bei der Gewerbesteuer leicht angestiegen. Im vergangenen Jahr lag der kombinierte Körperschaftsteuersatz in Deutschland bei 29,83 Prozent. Über 30 Prozent zahlen die Unternehmen in Portugal, Costa Rica und Australien. In Frankreich und den USA liegen die Steuersätze bei 25,81 Prozent. Italien kommt auf 27,81 Prozent.  

Hohe Steuern und Abgaben schwächen den Standort Deutschland. Aktuelle Umfragen des DIHK bestätigen den Trend, dass immer mehr Unternehmen im Ausland investieren möchten. 44 Prozent der befragten Unternehmen überlegen aktuell, ihre geschäftlichen Aktivitäten ins Ausland zu verlegen. Das ist eine schlechte Nachricht für den Industriestandort Deutschland. Gute Arbeitsplätze gehen verloren, über Jahrzehnte aufgebautes Know-how wandert ab und Unternehmensgewinne entstehen im Ausland, wo sie auch besteuert werden.

Reformen angemahnt

EU-Kommission schlägt Deutschland seit Jahren eine umfangreiche Steuerreform vor. Vor allem Gering- und Durchschnittsverdiener sollen entlastet werden. In Deutschland gibt es auch laute Stimmen, die eine höhere Besteuerung der Spitzenverdiener fordern. Finanzminister Christian Lindner schließt derzeit Steuererhöhungen kategorisch aus.

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18.01.2024

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