Ist der Fachkräftemangel vorbei?

Einige personalrelevante Trends

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Die Arbeitslosigkeit steigt in Deutschland wieder, während die Zahl der Stellenangebote zurückgeht. Gibt es keinen Fachkräftemangel mehr? Verschiebt sich die Macht am Arbeitsmarkt wieder zu den Unternehmen? Hier einige Fakten.

Arbeitslosenzahlen

Für eine Entlastung auf dem Arbeitsmarkt aus Unternehmenssicht sprechen zunächst die steigenden Arbeitslosenzahlen. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit liegt die Arbeitslosenquote in Deutschland bei 6,4 Prozent. Die Zahl der Arbeitslosen betrug im Januar 2025 2,993 Millionen, was einem Anstieg von 186.000 im Vergleich zum Dezember 2024 entspricht. Im Februar hat sich die Lage nur minimal gebessert.

Hinzu kommt noch die versteckte Arbeitslosigkeit. Sie bezeichnet den Anteil der Arbeitslosigkeit, der nicht in den offiziellen Statistiken erfasst wird. Dazu gehören Personen, die nicht als arbeitslos gemeldet sind, obwohl sie arbeitslos sind, sowie solche, die in Maßnahmen wie Umschulungen oder Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen sind. In Deutschland wird die stille Reserve, ein Teil der versteckten Arbeitslosigkeit, auf etwa 978.000 Personen geschätzt.

Bürgergeldempfänger

Aktuell beziehen in Deutschland etwa 5,5 Millionen Menschen Bürgergeld. Davon sind rund 4 Mio. erwerbsfähige und 1,5 Mio. nicht erwerbsfähige Leistungsberechtigte. Diese Zahl hat sich im Vergleich zu den Vorjahren leicht erhöht, insbesondere aufgrund des Zuzugs von Geflüchteten aus der Ukraine und anderen Ländern. 2024 hatten  63,5 Prozent der Bürgergeld-Bezieher in Deutschland einen Migrationshintergrund. Von den rund 4 Millionen erwerbsfähigen Leistungsberechtigten waren es rund 2,5 Mio.

Stellenangebote

Die Statistik der Bundesagentur für Arbeit weist noch rund 1,3 Mio. offene Stellen aus. Eigentlich stehen genügend Arbeitslose und Bürgergeldempfänger zur Verfügung, um diese Lücke durch begleitende Qualifizierung zu schließen. Doch dies ist offensichtlich nicht der Fall. Möglicherweise ist auch der Anreiz für Geringqualifizierte, im Niedriglohnsektor zu arbeiten, zu niedrig. Der Abstand zum Bürgergeld ist zu gering. Hier streiten sich jedoch die Experten. Hier prallen politische Ideologien aufeinander. Betroffen sind bei diesem Thema vor allem Branchen wie Gastronomie, Liederdienste, Landwirtschaft, Handel und Pflege.

Auswanderung

Bei den gut ausgebildeten Fachkräften und Akademikern sieht die Lage anders aus. Ein zunehmender Teil von Ihnen verlässt Deutschland. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes zogen 2023 rund 265.000 deutsche Bürger ins Ausland. Diese Zahl ist alarmierend, da vor allem junge und gut qualifizierte Menschen auswandern. Dieser Trend wird sich in den nächsten Jahren vermutlich sogar noch verstärken. Denn nach Analysen von INSA denken 56 Prozent der 18- bis 25-Jährigen über einen Wechsel ins Ausland nach.

Dieser Abfluss von Human-Kapital (Brain Drain) ist für eine technologieorientierte Nation wie Deutschland sehr schlecht. Insgesamt gibt es in Deutschland eine Nettozuwanderung, die 2024 bei rund 400.000 Personen lag. Der Großteil davon entfällt auf Migranten mit ausländischem Pass.

Die Gründe für die Flucht der Leistungsträger aus Deutschland sind vielfältig. Als Hauptgrund genannt wird meist die hohe Abgabenlast (Steuern und Sozialabgaben). Viele gehen daher in die Schweiz und USA. Aber auch das instabile Rentensystem und die generelle politische Lage werden als Gründe für den Umzug in wirtschaftsliberalere Länder genannt.

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